David I. Perrett, Professor für Psychologie an der Universität University St. Andrews in Schottland, gilt als herausragender Vertreter einer neuen Forschungsrichtung, die nicht nur die gesundheitlichen Wirkungen der Nahrung erfassen möchte, sondern auch die Folgen für Schönheit und Erscheinung.
Vor Beginn ihrer Beobachtungen erfasste sein Team den Zustand der Haut ihrer 35 Studienteilnehmer. Gezielt vermieden wurden auch Verfälschungen durch Makeup, Selbstbräuner und Sonnenbad. Die Teilnehmer hatten ihrer Genetik nach einen vergleichbaren Hautton, die Fachsprache zählt sie zur europäisch-kaukasischen Bevölkerung. Anschließend wurde über einen Zeitraum von sechs Wochen in einem wissenschaftlich konzipierten Fragebogen das Essen der Teilnehmer erfasst.
Durchschnittlich 3,41 Portionen Gemüse und Obst verzehrten die Teilnehmer. Hautfarbe und Reflektionskraft der Haut (die Menge an Licht, die von der Haut reflektiert wird) wurden mit einem speziellen Gerät gemessen, einem sogenannten Spektrophotometer. Die Daten wurden an sieben Stellen des Körpers erfasst: linke Wange, rechte Wange, Stirn, Unterarm, äußerer Bizeps, Schulter und Handfläche. Erkennbar war,: Wer mehr Gemüse und Obst isst hat einen kräftigeren Hautton und ein stärkeres Strahlen.
In einem zweiten Experiment zielten die Wissenschaftler darauf ab, die Attraktivität von schöngegessener Haut zu bewerten. Dazu diente ihnen eine Art Farbskala der Gesichtsfarbe, mit 22 Bildern eines Gesichtes in schrittweise computermanipulierten Farbnuancen. Das Originalgesicht bildete die Mitte und nach links zeigten sich die Auswirkungen von bis zu 5,55 Portionen Gemüse und Obst weniger pro Tag bzw. nach rechts der Effekt von 5,55 Portionen mehr. 24 Testpersonen stimmten mithilfe eines sogenannten psychophysischen Computerprogrammes ab, welche Gesichter am attraktivsten auf sie wirkten. Ergebnis: Gesichter, die einem Menschen mit hohem Gemüse und Obstverzehr zuzuordnen sind, werden als deutlich anziehender bewertet.
Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass bereits kleine Veränderungen im Essen, etwa 3 Portionen mehr Gemüse und Obst über einen relativ kurzen Zeitraum von 6 Wochen uns attraktiver Aussehen lassen. Selbstverständlich hängt Attraktivität von vielen Faktoren ab, aber warum nicht diesen einen auch nutzen?
“Die meisten von uns wissen, dass wir viel Obst und Gemüse essen sollen, aber wir sind nicht ausreichend motiviert um die Sache wirklich anzugehen und uns gesünder zu ernähren,“ beschreibt Psychologe Ross Whitehead aus dem Forscherteam den schönen Motivationsfaktor: „Menschen, die mehr Obst und Gemüse essen, haben einen ‚goldenen’ Hautton“, der die Menschen gesund und attraktiv erscheinen lässt.“ Offenbar reichen schon ein paar Karotten und Äpfel: „Wir waren sehr überrascht, wie schnell die Veränderungen gingen.“
Die Wissenschaftler schreiben die Hautverschönerung den Carotinoiden in den Pflanzen zu. Diese gelb bis rötlich-orangenen Pflanzenfarbstoffe kommen in unzähligen Gemüse und Obstsorten vor, in Karotten etwa, in Paprika, Tomaten aber auch in dunkelgrünem Blattgemüse. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffe, wirken auch als Antioxidantien. Als weitere positive Effekte für die Haut, erwähnen die Autoren der Studie, dass mit diesen Stoffen genährte Haut UV-Strahlung besser abhält und dass Carotinoide Zellbausteine vor freien Radikalen schützen, auch die DNA, und folglich in den Ablauf von alterungsbedingten Abbauprozessen eingreifen können. Daraus ergibt sich auch eine Rolle bei den Herzkreislauferkrankungen, Diabetes und möglicherweise manchen Krebsarten.
Neben Antioxidantien kennt die Wissenschaft inzwischen viele weitere Substanzen, die die Schönheit stärken.
Mehr zum echten Essen, das schön macht:
Maike Ehrlichmann, Sissa Wallin
Ehrlich Essen Macht Schön
Heyne Verlag (9. April 2012)
168 Seiten, €12,99
ISBN-10: 3453650212
ISBN-13: 978-3453650213