Die erhöhte Gewaltbereitschaft durch Cola wiesen jetzt zwei US-Professoren nach, bei Untersuchungen an einer Schule im nahen Boston: Sara Solnick, Professorin für Ökonomie in der Universität in Vermont, der Hauptstadt des gleichnamigen US-Bundesstaates, und David Hemenway, Professor für Gesundheitspolitik im nahen Boston.
Das Team erkundete an der Boston Public High School, welche der Teenager regelmäßig welche Mengen an Soft Drinks trinken und fragten zugleich ab, ob die Schüler Waffen tragen oder in Gewalttaten verwickelt seien. Die 1878 Antworten zeigten: Wer mehr als fünf süße Drinks pro Woche angab, trug auch mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Waffe und erlebte Gewalt in seiner Familie, im Freundeskreis, sogar beim Rendez
vouz (im US-Slang: beim „Date“).
Für erhöhte Beweiskraft der Studienergebnisse haben die Wissenschaftler eventuelle Störfaktoren gründlich herausgerechnet. So haben sie etwa ausgeschlossen, dass nicht der Nachtschlaf der Teenager womöglich den entscheidenden Einfluss gab, das Übergewicht, Alkoholverezehr oder Zigarettenkonsum oder die Häufigkeit des Abendessens im Kreise der Familie.
Den Mechanismus aggressionsfördernden Wirkung von Soft Drinks auf den Menschen kennen die Forscher bislang nicht. Solnick und Hennemann schließen einen direkten Effekt nicht aus und nennen als mögliche Auslöser folgende Stoffe: Kohlensäure, Fruktose-Glukose Sirup (im Englischen: High Fruktose Corn Sirup), Aspartam, Konservierungsmittel Benzoat, Phosphate, Zitronensäure, Koffein.
Bislang wurde in Studien bereits die aggressionssteigernde Wirkung von Koffein und Zucker beobachtet. Der spezielle Effekt der inzwischen wesentlich weiter verbreiteten industriellen Süßungsmittel Fruktose-Glukose-Sirup auf die Psyche wurde bislang nicht untersucht. Auch ob Süßstoffe oder die anderen Lebensmittelzusatzstoffe für die Aggresssion verantwortlich sind, ist noch unbekannt.
Bekannt ist allerdings, dass Lebensmittelzusatzstoffe sich in ihren schädlichen Wirkungen gegenseitig potenzieren. Sogenannte Synergieeffekte führen dazu, dass die Kombination verschiedener künstlicher Zusätze sich weit über das zu erwartendem Maße verstärkt. Eine doppelte Menge kann so beispielsweise die 17fache Wirkung erzielen.
Die Autoren der Studie raten dazu, die Verfügbarkeit von Soft Drinks für Jugendliche zu erschweren, etwa durch Werbung oder Preispolitik. US-Schulen haben häufig Verträge mit Soft-Drink-Konzernen, was auch Geld in die Kassen der Schulbetreiber spült.
Der Weltmarktführer bei Soft Drinks hält die Ergebnisse für wissenschaftlich nicht fundiert. Coca-Cola Deutschland verwies auf Anfrage von DR. WATSON auf eine Stellungnahme des Branchenverbandes "Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke e.V.", der zufolge die Aussagen "über eine angebliche Verbindung von Gewaltbereitschaft zum Soft Drink-Konsum" aus ihrer Sicht "nicht tragfähig" seien. Insbesondere fehle es an "jedem Beleg, dass Soft Drinks für die beobachteten Verhaltensweisen ursächlich" seien. Schließlich stammten die Studienteilnehmer "aus dem Bereich der Innenstadt von Boston, der für seine erhöhte Kriminalitätsrate bekannt" sei.