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DR. WATSON exklusiv:
Thema Babynahrung: Die Weltregierung tagt – und Big Food mittendrin
Machtprobe: Lobby gegen Baby
Was sollen unsere Kinder essen – und trinken? Wie viel Chemie soll erlaubt sein, wieviel Vitamine müssen sein? Und was wird aus dieser umstrittenen Kindermilch aus dem Drogeriemarkt, von der sogar deutsche Behörden finden, sie gehöre verboten? Jetzt aber soll so etwas auf Dauer legalisiert werden: In dieser Woche tagt die zuständige Institution der Vereinten Nationen, der Codex Alimentarius, sozusagen die Weltregierung in Sachen Lebensmittel. Und die Food-Konzerne sitzen natürlich wieder mit am Tisch. DR. WATSON hat sich mal dazugesetzt.
Machtlos gegen die Lobby? Codex-Sekretär Tom Heilandt (links) mit DR. WATSON-Redakteur Hans-Ulrich Grimm.

Machtlos gegen die Lobby? Codex-Sekretär Tom Heilandt (links) mit DR. WATSON-Redakteur Hans-Ulrich Grimm.
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330 Delegierte sind gekommen, ins hessische Bad Soden, 20 Kilometer vom Frankfurter Flughafen, günstig zu erreichen für die Teilnehmer aus aller Welt – darunter natürlich zahlreiche Lobbyisten.

Der Codex Alimentarius ist die Einrichtung der Vereinten Nationen, die weltweit die Standards für Lebensmittel setzt. Hier geht es um Babynahrung, Gastgeberland des zuständigen Gremiums ist Deutschland. Tagungsort ist, direkt am Kurpark gelegen, das Ramada Hotel.

Ein größerer Gebäudekomplex, von einer Architektur, die mal modern war: metallisch braune Fenster, beige Fassadenplatten. Im Gartengeschoss der Ballsaal, der Mendelssohn Bartholdy-Saal. Lange Tischreihen, Teppichboden, links hinten die Kabinen für die Dolmetscher, daneben die Tagungsregie mit ihren Computern und Bildschirmen, die die Beschlussvorlagen per Beamer an die riesigen Leinwände an der Stirnseite und an den Wänden rechts und links projiziert.

Vorne auf dem Podium sitzt die Tagungsleiterin, Pia Noble aus dem deutschen Bundesernährungsministerium. Nach und nach ruft sie die Wortmeldungen auf: „Neuseeland bitte“. Dann die USA, die Europäische Union, Marokko, den Senegal, Togo. Und weiter rund um die Welt. Jedes Statement wird von „Madame Chair“, wie die Tagungsleiterin hier genannt wir, kurz quittiert: „Danke, Kolumbien“. Neben ihr sitzen die zuständigen Fachleute aus der Welternährungsorganisation (FAO) in Rom und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf.

Was nicht so deutlich wird: Überall im Saal haben sich die Vertreter der Food-Multis verteilt, der Babynahrungskonzerne, der Vitaminindustrie. Sogar in den offiziellen Delegationen der Nationen. Offenbar haben sie ein ganz wichtiges Wort mitzureden.

Warum eigentlich? Warum darf die Konzern-Lobby mit entscheiden, wie die Kinder dieser Welt ernährt werden? Das fragte DR. WATSON Tom Heilandt, Sekretär des Codex Alimentarius bei der Welternährungsorganisation (FAO) in Rom. Er sitzt vorne auf dem Podium, in einer Verhandlungspause hat er Zeit fürs DR. WATSON Interview.

DR. WATSON: "Herr Heilandt, hier geht es um das, was unsere Kinder essen und trinken sollen..."

Heilandt: "Was Sie Ihren Kindern zu essen geben, ist immer noch ihre Sache. Bei uns geht es um die Zusammensetzung und Sicherheit von Produkten, die in der Kinderernährung eingesetzt werden. Es ist dabei nicht unsere Aufgabe, die Produkte zu bewerten. Aber sie sind auf dem Markt und werden verkauft - obwohl manche Länder und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO der Meinung sind, dass solche Produkte nicht sinnvoll sind und dass es besser ist, länger zu stillen und zu Hause zu kochen."

Bei der Codex-Tagung hier geht es, unter anderem, um sogenannte Kindermilchprodukte. Sie sind für die Industrie besondere Profitbringer, Milupino Kindermilch, zum Beispiel. Besonders gesund sind sie nicht: Seit Jahren versuchen etwa deutsche Behörden, solche Erzeugnisse vom Markt zu nehmen – leider erfolglos: Sie konnten sich gegen die Industrie nicht durchsetzen (siehe DR. WATSON vom 13. Januar 2014).

Der Codex Alimentarius will derlei Produkte jetzt auf Dauer legalisieren. Er legt weltweit die Regeln und Standards fest für Nahrungsmittel, für Nährstoffgehalte, für Kennzeichnungsregeln, Zusatzstoffe, Pestizidrückstände. Und eben auch für Babynahrung.

Was der Codex Alimentarius beschließt, gilt auf der ganzen Welt – es könnte zwar ein einzelnes Land ausscheren, doch das ist in Zeiten des freien Welthandels selten der Fall.

Und natürlich spielt die Industrie-Lobby da immer eine ganz entscheidende Rolle. Auch das ist so üblich: Wenn die Weltregierung in Sachen Lebensmittel tagt, hat die Demokratie Pause.

So ist das auch hier in Bad Soden. Die Food-Konzerne sitzen mit am Tisch, auch unter den offiziellen Vertretern der Nationen. In der deutschen Delegation haben sie sogar die Mehrheit. Die Regierung ist, ausweislich der offiziellen Teilnehmerliste, hoffnungslos in der Minderheit, stellt nur zwei der neun Delegierten. Die anderen kommen von der Industrie, von BASF, zum Beispiel, aber auch von Nestlé, dem Babymilch-Weltmarktführer.

Der Food-Multi ist, wie üblich, gleich in mehreren Delegationen präsent, in der schweizerischen, aber auch in denen von Australien, Bangladesh, Ägypten, Kenia, Neuseeland, Norwegen. Danone sitzt normalerweise in der französischen Gesandtschaft, heute aber in der russischen und der thailändischen. Auch in der US-Delegation hat sich die Babyfood-Industrie platziert. Und der Vitamin-Weltmarktführer DSM sitzt, wie so oft, auch heute wieder in der offiziellen Delegation der Schweiz.

DR. WATSON: "Wer hat das eigentlich zugelassen, dass die Lobby mit am Tisch sitzt, wenn die Entscheidungen fallen über das, was unsere Kinder in Zukunft essen und trinken?"

Heilandt: "Wie in jeder internationalen Organisation entscheiden die Regierungen, wer das Land in einer Sitzung vertritt – und wir von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Welternährungsorganisation (FAO) haben keinen Einfluss darauf, wer zum Beispiel für Deutschland teilnimmt. Die Mitgliedsländer können autonom bestimmen, wen sie in ihre Delegation aufnehmen."

Eigentlich ist die Bundesrepublik Deutschland ja eine Demokratie, und eigentlich sollten die gewählten Volksvertreter und die Regierung über die Regeln entscheiden. Bei Lebensmitteln ist das offenbar anders. Wie es aber möglich ist, dass Coca-Cola und Nestlé und Südzucker in den offiziellen Delegationen der Bundesrepublik Deutschland auftreten, das kann niemand sagen. Anfragen von DR. WATSON bei der deutschen Bundesregierung führten zu keinem Ergebnis. Und auch in Bad Soden kann der Delegationsleiter nicht erklären, warum hier die Industrie so zahlreich vertreten ist. Er zuckt nur mit den Schultern: „Das war schon immer so.“

DR. WATSON: "Manchmal kommt es sogar vor, dass von der Regierung gar niemand da ist. In Bangladesh gab es so einen Fall..."

Heilandt: "...in dem der Regierungsbeauftragte nicht teilnehmen konnte, aus irgendwelchen Gründen. Da trat dann ein Wissenschaftler auf, von einem Institut, das sich fürs Stillen einsetzt. Der war aber von seiner Regierung nicht autorisiert zu sprechen. In diesem Fall sind wir informiert worden, und haben gesagt, nein, dieser Herr spricht nicht für Bangladesh."

DR. WATSON: "In der Schweiz kam das auch schon vor. Da sprach Nestlé für die Nation."

Heilandt: "Ich glaube, das war eine informelle Arbeitsgruppe, das war nicht ein offizielles Komitee, und da war, ich weiß auch nicht aus welchem Grund, kein Regierungsvertreter dabei. Aber es ist schwer für uns, da etwas zu unternehmen."

DR. WATSON: "In Mexiko gab es auch mal so einen Fall, mit 100 Prozent Industrie in der Delegation."

Heilandt: "Ja. Natürlich sollte ein Land ein Interesse daran haben, dass der Chef der Delegation ein Regierungsvertreter ist. Aber andererseits, wenn Sie die deutsche Bundesregierung sind und sagen, okay, der Vertreter von Bayer spricht für Deutschland in dieser Arbeitsgruppe, können wir sehr wenig dagegen machen."

DR. WATSON: "Aber dass die Industrie in einer Delegation vertreten ist, das ist die Regel."

Heilandt: "Das ist normal, dass die Industrieleute dabei sind. Beim Codex geht es um Gesundheitsfragen, aber natürlich auch um Handelsinteressen."

DR. WATSON: "Der Nachteil ist natürlich: Das echte Essen gerät so immer weiter in den Hintergrund. Die Lobby betreibt die Industrialisierung der Nahrung. Das echte Essen kommt hier zum Beispiel gar nicht vor."

Heilandt: "Auch für 'echtes' Essen gibt es Codex-Standards, um Konsumenten etwa vor Rückständen und Hygieneproblemen zu schützen. 'Echtes' Essen ist leider auch nicht immer gut und gesund und kann ganz schön krank machen, wenn man sich nicht an ein paar Regeln hält. Was 'echt' oder 'industrialisiert' ist, das ist natürlich auch eine große philosophische Frage."

DR. WATSON: "Von einem Apfel jedenfalls spricht hier niemand."

Heilandt: "Doch. Natürlich. Wir reden auch von Äpfeln."

DR. WATSON: "Von einem Apfel? Oder von einem Babybrei, Apfel-Pfirsich? Oder Banane, selbst gequetscht mit der Gabel? Hier bei der Sitzung heute geht es um Vitaminverstärkung, Aufrüstung mit Nährstoffen, da hat niemand von einem Apfel geredet."

Heilandt: "Vermutlich, weil man, wenn man einen Apfel reibt oder eine Banane quetscht, nicht viel falsch machen kann. Wenn Sie aber irgendetwas zusammenmischen, da kann man viel falsch machen. Deswegen wird das verhandelt, wie das zusammengemischt werden darf. Hoffen wir, dass das richtig verhandelt wird."

DR. WATSON: "Das hoffen wir. Vielen Dank für das Gespräch."

Am Abend gab es dann noch ein geselliges Beisammensein, in einem Restaurant in der Nähe, dazu ein Büffet mit Hühnchen, Tafelspitz, Lachs, ganz ähnlich wie im Urlaubshotel in Teneriffa. Mit mehreren Bussen wurden die Delegierten dort hintransportiert. Spendiert hat alles die Lobby, in der die Babyfoodindustrie organisiert ist, Nestlé, Milupa, Hipp: der „Diätverband“.

Verbands-Geschäftsführer Norbert Pahne hat sich über die Stimmung sehr gefreut: „Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl“, sagt er am nächsten Morgen zu einer Kollegin aus der deutschen Delegation.

DR. WATSON hat natürlich selbst bezahlt.
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