Wohl kaum jemals im Leben sei die Ernährung, so Grimm, so wichtig wie ganz am Anfang. In den ersten Jahren, ja schon im Mutterleib. Die „frühe Programmierung“ nennen das die Forscher: Da gehe es nicht nur um die Vorlieben des Kindes für Frisches oder für Fast Food, sondern auch darum, ob das Kind später dick wird, krank - oder beides.
Die Konsequenzen sind erheblich, Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Diabetes, auch Millionen Todesfälle sind die Folge.
Neue medizinische Untersuchungen weisen, Grimm zufolge, klar auf die Ursprünge in der Ernährung in der Kindheit hin.
Auch die Zunahme der Allergien und die ständigen kleinen Krankheiten im Alltag, die oft die halbe Kita lahmlegen – für Grimm hängt all dies zusammen mit fundamentalen Veränderungen an der Nahrung für unsere Kinder. Denn nie zuvor, sagt der Autor, kamen Kinder so früh mit industriell hergestellter Nahrung in Kontakt.
Bisher ging es in der Menschheitsgeschichte vor allem ums Kind und dessen Wohl. Jetzt habe sich die Industrie dazwischengeschoben, mit ganz eigenen Interessen.
Nie zuvor habe es so viele problematische Produkte gegeben, etwa die beliebten Babygläschen. So sauber, so rein – und genau deswegen seien sie eine Gefahr fürs Immunsystem, führten zu Allergien, machten anfälliger für Krankheiten, gefährdeten womöglich sogar die Intelligenz.
Besonders scharf kritisiert Grimm diese „frühe Form von Fast Food“ mit verhängnisvollen Auswirkungen auf die Kinder.
Aber auch vermeintlich gesunde Produkte, etwa die in Kinderlebensmitteln und Drogeriemärkten allgegenwärtigen Vitamine, die neueren Forschungsergebnissen zufolge die Selbstheilungskräfte des Körpers behindern und sogar dick machen könnten.
Oder die beliebten Smoothies und die sogenannten Quetschies, bei denen das Obst aus dem Plastikbeutel quillt wie Zahnpasta aus der Tube: Sie lieferten eine Überdosis Fruchtzucker, wirkten im Körper wie Alkohol und können sogar zu einer Fettleber führen wie Schnaps und Bier. Mediziner müssten solche Diagnosen zunehmend schon bei jungen Patienten stellen.
Hans-Ulrich Grimm hat akribisch recherchiert, auch eigene Analysen in Auftrag gegeben. Und er weist auch Wege aus der Industrialisierungsfalle. Sein Rezept: Selber machen.
Die Kinder sind begeistert.
Denn eigentlich wissen schon Babys ganz genau, was gut für sie ist, sagt Hans-Ulrich Grimm. Das sei wissenschaftlich erwiesen. Und das ist die eigentliche revolutionäre Botschaft. Eltern müssten ihnen nur das Richtige anbieten. Echtes Essen. Und sich nicht irritieren lassen, nicht stören lassen, durch die Werbung, durch die Industrie, auch durch die Experten, die sich zu wenig am Kind orientieren und zu sehr an fremden Interesse, ihren Sponsoren aus der Industrie.
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Hans-Ulrich Grimm:
Gummizoo macht Kinder froh, krank und dick dann sowieso
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Droemer Verlag 2017, 320 Seiten
ISBN: 978-3-426-27642-6