Insgesamt zwölf Schulen sind beteiligt an den Versuchen des Schulpsychologischen Dienstes von Spennymoor, einer Stadt in der Grafschaft Durham im Nordosten von England. An der aktuellen Studie nehmen 38 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 Jahren teil. Sie leiden alle an Aufmerksamkeitsstörungen oder Lernschwächen, wie zum Beispiel an Hyperaktivität, Legasthenie, tiefgreifenden Entwicklungsverzögerungen, dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) oder sogar an autistischen Störungen.
Zum Teil nehmen die Teenager bereits klassische Medikamente wie etwa Ritalin gegen Hyperaktivtät. Die Studie soll auch klären, ob die Omega-3 Fettsäuren gegen die typischen Nebenwirkungen dieser Arzneien helfen.
Ermuntert zu der Studie wurden die Forscher durch vorangegangene Studien aus den Jahren 2002 und 2004. Dabei machten Kinder mit vergleichbaren Problemen innerhalb von sechs Monaten Lernfortschritte, die normalerweise in 18 Monaten oder gar erst vier Jahren zu erwarten wären. Die Aufmerksamkeit mancher Kinder steigerte sich während der Einnahme des Fischölmedikamentes um bis zu 400 Prozent.
Umstritten in der Wissenschaft ist noch die Frage, ob echte Lebensmittel in solchen Fällen besser sind als die so genannten Nahrungsergänzungsmittel, bei denen einzelne Nahrungsbestandteile isoliert verabreicht werden. Mehrere Untersuchungen deuten etwa darauf hin, dass der Körper die Fettsäuren aus einer Fischmahlzeit deutlich besser aufnimmt. So hat etwa Francesco Visioli, Pharmakologe der Universität Mailand, in Versuchen die Wirkung von Lachs und Fischölkapseln verglichen. Das frappierende Ergebnis: Omega-3-Fettsäuren aus echtem Fisch verwertet der Körper fünfmal so gut.
Omega-3 Fettsäuren sind in Kaltwasserfischen und Leinöl sowie Leinsamen enthalten, in geringeren Mengen auch in Brokkoli, Spinat, Salat und anderem grünen Blattgemüse. Auch Algen enthalten diese Fette. Die Industrialisierung der Landwirtschaft und der Nahrungsproduktion hat zu einem erheblichen Rückgang bei der Versorgung mit diesen Omega-3-Fetten geführt. Manche Wissenschaftler sehen darin eine Ursache für die Zunahme psychischer Probleme wie etwa Verhaltensstörungen und Aufmerksamkeitsdefiziten bei Kindern.