Dick wird, wer mehr Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht - dieses bisher gültige Dogma wird Grimm zufolge durch die neuen Forschungsergebnisse auf den Kopf gestellt. "Vergessen Sie die Kalorien", zitiert Grimm Professor Wieland Kiess, Direktor der Universitäts-Kinderklinik in Leipzig. Kiess gehört zu jenen führenden internationalen Forschern, die sich mit der Regulierung der Nahrungsaufnahme durch Hormone und Botenstoffe beschäftigen.
Wenn dieses sensible System durch hormonell wirksame Stoffe in der Nahrung gestört werde, könne dies zu Übergewicht, aber auch zu Krankheiten wie etwa Diabetes führen. Grimms Buch gibt dafür eine Fülle von Beispielen, beginnend mit der Nahrung für Säuglinge und Kleinkinder.
Vor allem Aromen und Geschmacksverstärker wie etwa Glutamat könnten in die Gewichtsregulation eingreifen, aber auch Rückstände von Pestiziden. Ganz neu in Verdacht geraten sind Grimm zufolge auch hormonähnliche Stoffe aus Kunststoffen, die in den letzten Jahren immer wieder in industrieller Nahrung gefunden wurden, unter anderem in Babynahrung.
Diese Hormonchemikalien aus sogenannten "Weichmachern" in Kunststoffen galten bisher vornehmlich als Risikofaktor für Sexualität und Fortpflanzung. Nahrungskritiker Grimm berichtet über neueste Erkenntnisse etwa des US-Hormonspezialisten Frederick vom Saal von der Universität von Missouri, denen zufolge diese "Plastikhormone" auch als weit verbreitete Dickmacher in Verdacht gerieten.
Hans-Ulrich Grimm ist einer der führenden Nahrungskritiker Deutschlands. Sein wichtigstes Werk, "Die Suppe lügt", in viele Sprachen übersetzt, ist in einer Auflage von mehr als 150.000 Exemplaren erschienen und gilt als Klassiker der Ernährungsaufklärung.
Hans-Ulrich Grimm
Die Kalorienlüge. Über die unheimlichen Dickmacher aus dem Supermarkt.
Dr. Watson Books 2008
228 Seiten, EUR 19,80
Gebunden, Schutzumschlag, Lesebändchen
ISBN: 978-3-9810915-4-0