Die verschiedenen Baby-Produkte sind nach den Tests höchst unterschiedlich belastet - was zeigt, dass das Aluminium im Fläschchen durchaus vermeidbar ist.
So ergaben Stichprobenuntersuchungen im Auftrag von DR. WATSON, dass Aluminium in manchen Pulvern nicht nachweisbar war; andere zeigten eine Belastung, die von 65 Mikrogramm (Hipp Anfangsmilch BIO) bis 155 Mikrogramm (Humana Anfangsmilch PRE) Aluminium pro Liter zubereiteter Nahrung im Fläschchen reichte.
Die Analysen der britischen Forscher hatten sogar eine Belastung von bis zu 700 Mikrogramm des Leichtmetalls pro Liter in einem trinkfertigen Produkt für frühgeborene Babies ergeben. Die Pulverprodukte rangierten hauptsächlich zwischen 296,1 und 529,4 Mikrogramm Aluminium pro Liter Babymilch, ebenfalls bezogen auf die trinkfertige Menge. Rekordhalter bei der täglichen Aluminium-Aufnahme in der britischen Studie war Hipp. Auch ein Aptamil-Produkt lag im oberen Bereich.
Die Aluminiumbelastung von industriell hergestellter Säuglingsmilch ruft seit Jahren Besorgnis hervor. Immer wieder ergeben Messungen, dass die Fläschchennahrung bestimmter Fabrikate mit dem Leichtmetall belastet ist. Offenbar unternehmen die Hersteller zu wenig, um das Leichtmetall zu eliminieren, auch nach den neuen Tests „bleibt der Aluminiumgehalt zu hoch“, kritisieren die Forscher der Universität von Keele in der mittelenglischen Grafschaft Staffordshire, drei Autostunden nordwestlich von London.
Aluminium gilt als Risikofaktor für die Alzheimerkrankheit, es kann auch bei Hyperaktivität und Lernstörungen eine Rolle spielen. Neuerdings gilt Aluminium als sogenanntes „Metallöstrogen“, es kann wirken wie ein weibliches Geschlechtshormon. Frühe Aufnahme von Aluminium kann auch die Gehirnentwicklung und die Knochenstabilität beeinträchtigen.
„Seit Jahrzehnten wird vor der Toxizität von Aluminium gewarnt“, so die britischen Forscher. „Durch diese Publikationen sollten die Hersteller sich des Themas bewusst geworden sein, sowohl des Aluminiums als auch der erhöhten Empfindlichkeit der Kinder, die solche Säuglingsnahrung zu sich nehmen, im Hinblick auf die sich entwickelnde Physiologie der Neugeborenen.“ Man sollte daher erwarten, dass der Aluminiumgehalt abgesenkt wurde.“ Doch die Belastung „bleibt immer noch zu hoch“, kritisierten die Wissenschaftler.
Über die Herkunft der Belastung gebe es keine gesicherten Erkenntnisse. Möglich sei die Kontamination in der Fabrik, aber auch durch die Verpackung.
Die Hersteller verweisen auf die weite Verbreitung des Leichtmetalls in der Natur. Zudem lägen die aufgenommenen Aluminium-Mengen unter den Leitwerten etwa der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa oder der Weltgesundheitsorganisation WHO.
„Von den natürlichen Spuren an Aluminium geht kein gesundheitliches Risiko aus“, findert Hersteller Hipp auf Anfrage von DR. WATSON. „HiPP Säuglingsmilchnahrungen sind uneingeschränkt für die gesunde Ernährung des Säuglings geeignet. Sie sind auch im Hinblick auf den Gehalt an Aluminium sicher“.
„Humana betrachtet seine Nahrungen daher fortgesetzt als sicher“, teilte die Firma gegenüber DR. WATSON mit.
Der Aptamil-Mutterkonzern Danone gab auf Anfrage eines Branchendienstes bekannt, dass Aluminium werksseitig „nicht zugeführt“ werde und dafür gesorgt werde, dass der Leichtmetallgehalt auf ein „abolutes Minimum“ begrenzt sei. So gebe es keinen Kontakt zu Aluminium in der Produktion und über die Verpackung.
Die Pulver-Ersatznahrung ist nach einhelliger Auffassung aller Experten ohnehin nicht so gut fürs Baby - auch ohne zusätzliche Aluminium-Kontamination. Muttermilch ist nach zahlreichen Studien gesünder. Nur in wenigen Fällen, bei medizinisch begründeten Stillproblemen, raten Mediziner zu der Ersatznahrung aus dem Fläschchen, die generell das Risiko für Allergien, Übergewicht und zahlreiche Krankheiten erhöht.
Außerdem gelten neuerdings bestimmte Botenstoffe aus der Ersatznahrung als Risikofaktor für den Säugling, da sie bei Pulver aus Kuhmilch ans Kalb adressiert sind und nicht ans Kind. Das kann beispielsweise das Immunsystem beeinflussen. Milch aus Soja hingegen kann zu Frühreife führen, etwa zu weiblichen Brüsten schon bei Zweijährigen.
Aluminium im Fläschchen erhöht das Risikopotential weiter.
Aluminium ist nicht nur in der Natur weit verbreitet, in zahlreichen Nahrungsmitteln von Kakao bis Käse. Mitunter wird das Leichtmetall von der Nahrungsindustrie auch eigens zugesetzt, etwa in den Lacken für bunte Schokolinsen (DR. WATSON NEWS vom 8. Juni 2006).