Herbe Kritik an der grassierenden Fettfurcht äußerten die Fachleute der
Amerikanischen Gesellschaft für Ernährungsexperten (American Diet Association) bei ihrem Kongress zur gesunden Ernährung in Boston im US-Staat Massachusetts.
Professor Walter Willet, weltberühmter Ernährungsmediziner von der Harvard School of Public Health in Boston, forderte auf dem Kongress sogar, die Angaben zum Fettgehalt von den Verpackungen zu streichen, weil es die Verbraucher irritiere.
Er selbst konnte in seinen Studien keinen Nachteil von Fett für die Gesundheit feststellen - im Gegenteil. „Wenn überhaupt etwas, dann zeigt die Literatur einen leichten Vorteil der fettreichen Ernährung,“ so Willet. Manche Fette, besonders die sogenannten ungesättigten Fette etwa in Pflanzenölen, Nüssen oder Fisch, seien sogar gut fürs Herz - somit könne fettarmes Essen das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen sogar erhöhen.
Willett übte auch Kritik an den weiteren Folgen des Fett-Wahns für die Gesundheit, vor allem durch die einschlägigen fettreduzierten Produkte der Food-Konzerne: „Die Ernährungsindustrie verstand schnell, das Zucker billiger war und freute sich über die schnellen Profite auf Kosten der Leichtgläubigen“ so der Harvard Professor.
Die gesundheitlichen Folgen sind erheblich, etwa im Hinblick auf die Ausbreitung des Übergewichts und der Zuckerkrankheit Diabetes.
Auch sein Kollege Professor Lewis Kuller von der Universität Pittsburgh Im US-Staat Pennsyslvania kommentierte die Unklarheit der Fett-Empfehlungen - mit einem gewissen Sarkasmus: „Wir haben großartige Arbeit geleistet und die Öffentlichkeit wirklich gründlich verwirrt.“
Weitere Kollegen vom Fach unterstützten die Kritik am Fettverzicht.
Nicht einmal das allseits geschmähte Cholesterin sei zu Recht in der Rolle des Bösewichts. So sei längst nicht belegt, dass hohe Cholesterinwerte Herzerkrankungen verursache. Es sei sogar „sehr gefährlich“ zu behaupten, das sogenannte „böse“ (LDL-) Cholesterin führe zu Herzerkrankungen, solange die Zusammenhänge nicht zweifelsfrei nachgewiesen seien, so Dariush Mozaffarian, Privatdozent der Harvard Medical School in Boston.
Wer seinen Cholesterinspiegel senkt, auf fettes Fleisch und Eier verzichtet, tut mithin dem Herz nicht unbedingt einen Gefallen - und bedroht womöglich den Familienfrieden.
Denn niedrige Cholesterinwerte haben auch ihre Schattenseiten: Depressionen und Aggressionen kommen häufiger vor, ja sie können sogar das Risiko erhöhen, durch Mord oder Selbstmord ums Leben zu kommen.
Derlei Begleiterscheinungen niedriger Cholesterinwerte zeigte etwa eine norwegische Studie vom August diesen Jahres. Über ein Jahr hinweg hatten die Forscher die Blutwerte von 254 Psychatriepatienten gemessen und ihr Verhalten beobachtet. Dabei zeigte sich deutlich, dass wenig Cholesterin im Blut mit erhöhter Neigung zu Gewalt und Selbstmord einherging.
Je niedriger die Cholesterinwerte, desto größer war die Neigung zu krimineller Gewalt – das ergab auch eine frühere Untersuchung an knapp 80.000 Schwedinnen und Schweden durch amerikanische Mediziner.
Niedrige Cholesterinwerte erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Tod durch „äußere Einwirkung“, wie eine amerikanische Studie aus dem vergangenen Jahr ergab: Joseph A. Boscarino, Experte für Verhaltensmedizin, Kriminologe, Psychologe und Epidemiologe des Zentrums für Gesundheitsforschung in Danville, USA hatte dafür Daten von über 4000 Männern ausgewertet und Cholesterinwerte, die Neigung zur Depression und die Todesursachen über 15 Jahre hinweg ausgewertet.
Ein Extrembeispiel dafür ist aus Neuseeland überliefert, bei einer aus genetischen Gründen cholesterinarmen Familie. Forschern war ein junger Mann mit ausgeprägter Selbstmordneigung aufgefallen. Bei ihren Recherchen stellte sich heraus, dass die Hälfte seiner männlichen Vorfahren aus den letzten zwei Generationen sich umgebracht hatten. Einer von ihnen hatte zuvor zwei weitere Menschen getötet. Gemeinsames Merkmal der Familie mit Hang zur Selbst- und Fremdgefärdung; die niedrigen Cholesterinwerte.
Ob eine cholesterinreiche Diät die Familie befrieden könnte, blieb bis jetzt unerforscht.
Es muss nicht gleich Mord und Totschlag geben: Doch als erwiesen kann gelten, dass fettarmes Essen auf die Stimmung schlägt. Lebensfrohe Menschen nehmen jedenfalls deutlich mehr gute Fette auf als die selbstmordgefährdeten und depressiven Studienteilnehmer, stellte Professor Jian Zhang von der Universität South Carolina in Columbia, USA in seinen Studien an 7631 Männern und Frauen fest.
Fett dient als Stimmungaufheller, kann sogar bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen eingesetzt werden. Solche Fette, etwa die sogenannten Omega-3-Fettsäuren, können den Informationsfluss im Gehirn verbessern, so dass Signale besser transportiert werden. Sie wirken aber auch auf Botschafter im Hirn, die bei depressiven Störungen eine Rolle spielen. So fördern sie etwa die Bildung des Glücklichmachers Serotonin und wirken ausgleichend auf Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin.
Ganz falsch wäre es also, auf solche fetten Stimmungsförderer vor dem Fest des Friedens zu verzichten. Wer auf fettarme Kost gesetzt hat, wird ärgerlicher und feindseliger. Das fanden Wissenschaftler der Universitätsklinik im britischen Sheffield schon im Jahre 1998 heraus. Der Umschwung in der Gemütslage der Studienteilnehmer zeigte sich bereits nach einem Monat.
Damit die Weihnachtstage fröhlich und friedlich werden, sollte mithin rechtzeitig mit der Einnahme stimmungsfördernder Substanzen begonnen werden, beispielsweise im Butterstollen, möglichst früh im Advent.
Wenn die Gans auf dem Tisch steht, wird dann die Stimmung angemessen froh und friedvoll.
Und die Rundungen in der Körpermitte werden im Kerzenschein dann besonders milde beurteilt.