Von Allergien sind heute zalhreiche Kinder betroffen. Sie können sich in leichten Reaktionen wie Ausschlag, aber auch in Atembeschwerden oder gar schweren Schocks mit zuweilen tödlichen Folgen äußern. Eine Allergie ist eine äußerst heftige, aber fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems auf körperfremde Substanzen der Umwelt. Dabei spricht das Immunsystem auf solche Stoffe (»Allergene«) an, die für den menschlichen Organismus gewöhnlich harmlos sind und keine Bedrohung darstellen (zum Beispiel Blütenpollen). Die Ursache liegt also in einer mangelhaften Ausbildung des Immunsystems. Prinzipiell kann jede Substanz eine Allergie auslösen; nach vorsichtigen Schätzungen gelten heute rund 20 000 Stoffe als allergieauslösend. Zumeist handelt es sich um Eiweißsubstanzen tierischer oder pflanzlicher Herkunft, etwa Milben, Schimmelpilzen oder Blütenpollen. Auch gibt es kaum ein Lebensmittel, das nicht allergen wirken kann. Vor allem Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse, Getreide, Obst (als Kreuzreaktion auf Pollenallergien) und Soja lösen relativ häufig Allergien aus: Juckreiz und Schwellungen im Mund, Durchfall, Blähungen, Quaddeln, Ekzeme an Haut und Schleimhäuten sowie Husten und Atemnot. Von besonderer Bedeutung bei industriell erzeugten Nahrungsmitteln sind die so genannten versteckten allergenen Zutaten, die nicht zu erkennen sind, weil sie nicht deklariert werden. Schwere Schocks lösten etwa Hamburger und Schokoriegel aus, aber auch Haribo-Gummibärchen. Im Säuglingsalter ist insbesondere die Kuhmilchallergie von Bedeutung. Sie gilt als die häufigste Nahrungsmittelallergie bei Säuglingen. Weil Kinder, die auf Bauernhöfen leben, im Stall spielen und Rohmilch trinken, seltener Allergien bekommen, gilt der frühe Kontakt mit Schmutz und auch (harmlosen) Bakterien als wichtig zur Vorbeugung. Kommerzielle Babygläschen enthalten keinerlei Bakterien und stehen daher im Verdacht, das Allergierisiko zu erhöhen. Ebenso andere Formen von industrieller Kindernahrung, etwa die sogenannten Quetschies, weil sie ebenfalls zur Erhöhung der Haltbarkeit völlig mikrobenfrei sein müssen. Als Schutz wird zudem das Stillen über einen Zeitraum von sechs Monaten (erst ab dann Einführung von
Beikost) empfohlen, wobei vor allem bei Kindern mit einem erblich bedingten hohen Allergierisiko mögliche Allergene (zum Beispiel Eier,
Fisch, Zitrusfrüchte, Getreide, Nüsse) bei Unverträglichkeit aus der Ernährung der stillenden Mutter verbannt werden sollten. Wenn die Kinder schon früh mit Fläschchen gefüttert werden, erhöht sich das Allergierisiko. Bei der Therapie von Allergien steht an erster Stelle das Meiden von (erkannten) Allergenen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer so genannten Hyposensibilisierung, bei der die allergieauslösenden Stoffe in geringer Dosierung verabreicht werden, oder die Behandlung mit Medikamenten (zum Beispiel Antihistaminika, Kortison). Von den Babynahrungsproduzenten angebotene so genannte
hypoallergene Säuglingsnahrung (»HA-Nahrung«) ist hinsichtlich ihrer Wirkung umstritten. Sie bietet keinen absoluten Schutz vor Allergien, denn sie enthält einen Rest von allergieauslösenden Stoffen, die aus der Kuhmilch stammen. Sie sollten deshalb nur in Absprache mit dem Arzt gegeben werden.