Folsäure zählt zu den Vitaminen, die nach Ansicht von Experten zu wenig verzehrt werden. Vor allem bei Schwangeren kann dies in Einzelfällen zu schweren Schädigungen beim Kind führen, dem so genannten Neuralrohrdefekt (»offener Rücken«). Mittlerweile allerdings warnen manche Fachleute allerdings schon vor Überdosierung. Der Tagesbedarf wurde von 400 Mikrogramm auf 300 herabgesetzt, für Schwangere und Stillende von 600 auf 450 Mikrogramm. Der Nährstoff gehört zu den Vitaminen der B-Gruppe. Im menschlichen Organismus ist Folsäure in Verbindung mit Vitamin B12 (Cobalamin) für die Zellneubildung und damit unter anderem für Bildung und Reifung der roten Blutkörperchen unentbehrlich. Folsäure kommt sowohl in Lebensmitteln pflanzlicher als auch tierischer Herkunft vor. So ist das Vitamin in praktisch allen Blattgemüsen (lat.: folium = Blatt) enthalten, beispielsweise in Salat und Spinat. Folsäurereich sind darüber hinaus Kohlgemüse, Spargel, Bohnen, Tomaten, Gurken und Getreide sowie Leber. Allerdings sind die Gehalte und auch die Verzehrmengen der folsäurestarken Lebensmittel wie etwa Leber insgesamt recht gering, so dass die empfohlene Folsäureaufnahme vom überwiegenden Teil der Bevölkerung nicht erreicht wird. Zudem reagiert das Vitamin sehr empfindlich auf Wärme, Licht und Sauerstoff. Deshalb treten bei der Lebensmittelzubereitung erhebliche Verluste auf. Die Aufnahme verschiedener Medikamente, insbesondere der Antibabypille, kann die Folsäureversorgung weiter verschlechtern. Auch können
Zusatzstoffe, namentlich die Sulfite, die Aufnahme erschweren. Ein leichter Folsäuremangel führt zu Leistungsabfall, Konzentrationsschwäche und psychischen Beeinträchtigungen. Später kann es zu Schleimhautveränderungen im Bereich der Mundhöhle, Störungen des Magen-Darm-Trakts (unter anderem Durchfall) und Veränderungen des Blutbilds kommen. Besonders wichtig ist eine ausreichende Folsäureversorgung vor und zu Beginn einer Schwangerschaft. Frauen, die schwanger werden könnten oder wollen, wird deshalb empfohlen, täglich Folsäure einzunehmen und diese Einnahme auch im ersten Drittel der Schwangerschaft fortzusetzen. Neuerdings wird allerdings auch Kritik an zusätzlichen Folsäuregaben laut: Denn es steigt die Zahl der Zwillingsgeburten und damit auch das Risiko von Komplikationen und weiteren Nebenwirkungen für Mutter und Kind, vor allem wenn zuviel genommen wird, von Allergien und Asthma über Autismus bis zur Zuckerkrankheit Diabetes. Bei Folsäure aus echten Lebensmitteln besteht kein Risiko für Überdosierung, außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass Nahrung von höherer Qualität, auch eine geringere Zuckeraufnahme, vor Neuralrohrdefekten und anderen Fehlbildungen schützen kann. Dazu zählt etwa die sogenannte "Mittelmeerdiät" mit viel frischem Obst und Gemüse, wenig Chemie und Fleisch, ohne Fast Food, Fertiggerichte und Soft Drinks.